Have you ever been to Bergkamen?
Nein? Ich rate auch nicht dazu. Bis jetzt war ich immer nur abends dort, meist, wenn es schon dunkel war, um ein Konzert im JZ Yellowstone zu besuchen. Die An- und Abreise wurde bis jetzt immer per Automobil vollzogen, weswegen man zum Glück sogut wie nichts von der Umgebung mitbekam. Heute allerdings hatte ich mal wieder meinen Sightseeing-Rappel.
Als Student habe ich ja dieses VRR-Ticket, mit dem ich kreuz und quer durch das Ruhrgebiet und seine Ausläufer fahren kann. Von Zeit zu Zeit habe ich dann den Drang, das Ticket auch auszunutzen und fahre beliebige Strecken mit dem Bus. Mit dem Zug von Bahnhof zu Bahnhof lohnt sich meist ja nicht, da sieht man ja nichts von der Landschaft. Deswegen reiste ich heute von Kamen Bahnhof über Bergkamen, Lünen, Brambauer, Waltrop, Datteln und Erkenschwick nach Hause, mit 5 verschiedenen Buslinien und in sensationellen 2 Stunden 40 Minuten. Gerne hätte ich das mit einem Fotoapparat dokumentiert, aber sowas hat man ja nie dabei, wenn man es benötigt.
Doch zurück zu Bergkamen. Ich möchte da niemals wieder durchfahren müssen, geschweige denn wohnen. Der Bus fuhr gute 40 Minuten durch die Stadt, und ich habe in der ganzen Zeit nicht einen halbwegs glücklich aussehenden Menschen gesehen. Überall laufen missmutig dreinblickende Gestalten zwischen unglaublich hässlichen Häusern umher.
Den Anfang macht das Rathaus. Es sieht ein bisschen aus wie eine auseinandergefräste Skisprungschanze, zweigeteilt und irgendwie seltsam unvollständig. Da macht auch das grosszügig verbaute Spiegelglas nichts mehr schöner. Ansonsten: Betonklötze, mindestens sechsgeschossig, mit winzigen Fensterchen drin und Sperrmüllhaufen und Teppichfetzen im so-called Vorgarten. Um das städtische Gymnasium herum sind die Betonklötze in ekelhaften Bonbonfarben gestrichen, so dass die Häuser aussehen wie diese Lakritz-Quadrate in der Haribo-Colorado-Mischung. Wahrscheinlich muss man mit der positiven Farbgebung einer Erhöhung der Suizidquote unter Bergkamens Schülern vorbeugen. Als junger Mensch ist man dort schätzungsweise mit 15 schon desillusioniert.
Aus dem haltenden Bus heraus sah ich eine sehr deprimiert aussehende asiatische Frau auf einem Balkon stehen, im wohl zur Wohnung gehörenden Fenster daneben bewegte sich die kitschige Spitzengardine ein Stück beiseite und man sah das Gesicht eines noch viel trauriger dreinblickenden Mannes. Das hat mich so ergriffen, dass ich kurz davor war, den Bus zu verlassen, anzuklingeln und Trost zu spenden, weswegen auch immer. Ich liess es dann doch bleiben und war froh, als der Bus endlich weiter fuhr.
Im Germanenweg weht ordnungsgemäß die deutsche Flagge, die Kioske heissen hier "Genießer-Welt 'Glück Auf!' " und an Straßenecken stehen alte Frauen in geblümten Haushaltskitteln und Puschen, mit ramponierter Frisur und halten Duftbäume in der Hand... Die einzig sympathischen Menschen, die ich auf meiner Rundfahrt sah, waren zwei Punks, die auf einer Betonskulptur am Busbahnhof lagen und den vorbeifahrenden Bussen zusahen. Ich hoffe für die beiden, sie waren betrunken. Nüchtern hält man Bergkamen nur aus, wenn man hinterher drüber bloggen kann....
So ist das also in Bergkamen. Hier wurde anscheinend die ganze Lethargie und Verzweiflung eines seit Jahrzehnten depressiven, saufenden Stadtplaners in das Antlitz einer Kleinstadt gepresst.
Wenn sich jetzt wer aufregt,
- weil er da wohnt (wohnen muss): Sorry. Tut mir echt leid für Dich. Ich kann ja mal versuchen, nen Platz bei der AWO-Stadtranderholung für Dich klarzumachen.
- obwohl er da nicht wohnt: Wer weiss, vielleicht besuche ich bald mal Deine Heimatstadt.
Als Student habe ich ja dieses VRR-Ticket, mit dem ich kreuz und quer durch das Ruhrgebiet und seine Ausläufer fahren kann. Von Zeit zu Zeit habe ich dann den Drang, das Ticket auch auszunutzen und fahre beliebige Strecken mit dem Bus. Mit dem Zug von Bahnhof zu Bahnhof lohnt sich meist ja nicht, da sieht man ja nichts von der Landschaft. Deswegen reiste ich heute von Kamen Bahnhof über Bergkamen, Lünen, Brambauer, Waltrop, Datteln und Erkenschwick nach Hause, mit 5 verschiedenen Buslinien und in sensationellen 2 Stunden 40 Minuten. Gerne hätte ich das mit einem Fotoapparat dokumentiert, aber sowas hat man ja nie dabei, wenn man es benötigt.
Doch zurück zu Bergkamen. Ich möchte da niemals wieder durchfahren müssen, geschweige denn wohnen. Der Bus fuhr gute 40 Minuten durch die Stadt, und ich habe in der ganzen Zeit nicht einen halbwegs glücklich aussehenden Menschen gesehen. Überall laufen missmutig dreinblickende Gestalten zwischen unglaublich hässlichen Häusern umher.
Den Anfang macht das Rathaus. Es sieht ein bisschen aus wie eine auseinandergefräste Skisprungschanze, zweigeteilt und irgendwie seltsam unvollständig. Da macht auch das grosszügig verbaute Spiegelglas nichts mehr schöner. Ansonsten: Betonklötze, mindestens sechsgeschossig, mit winzigen Fensterchen drin und Sperrmüllhaufen und Teppichfetzen im so-called Vorgarten. Um das städtische Gymnasium herum sind die Betonklötze in ekelhaften Bonbonfarben gestrichen, so dass die Häuser aussehen wie diese Lakritz-Quadrate in der Haribo-Colorado-Mischung. Wahrscheinlich muss man mit der positiven Farbgebung einer Erhöhung der Suizidquote unter Bergkamens Schülern vorbeugen. Als junger Mensch ist man dort schätzungsweise mit 15 schon desillusioniert.
Aus dem haltenden Bus heraus sah ich eine sehr deprimiert aussehende asiatische Frau auf einem Balkon stehen, im wohl zur Wohnung gehörenden Fenster daneben bewegte sich die kitschige Spitzengardine ein Stück beiseite und man sah das Gesicht eines noch viel trauriger dreinblickenden Mannes. Das hat mich so ergriffen, dass ich kurz davor war, den Bus zu verlassen, anzuklingeln und Trost zu spenden, weswegen auch immer. Ich liess es dann doch bleiben und war froh, als der Bus endlich weiter fuhr.
Im Germanenweg weht ordnungsgemäß die deutsche Flagge, die Kioske heissen hier "Genießer-Welt 'Glück Auf!' " und an Straßenecken stehen alte Frauen in geblümten Haushaltskitteln und Puschen, mit ramponierter Frisur und halten Duftbäume in der Hand... Die einzig sympathischen Menschen, die ich auf meiner Rundfahrt sah, waren zwei Punks, die auf einer Betonskulptur am Busbahnhof lagen und den vorbeifahrenden Bussen zusahen. Ich hoffe für die beiden, sie waren betrunken. Nüchtern hält man Bergkamen nur aus, wenn man hinterher drüber bloggen kann....
So ist das also in Bergkamen. Hier wurde anscheinend die ganze Lethargie und Verzweiflung eines seit Jahrzehnten depressiven, saufenden Stadtplaners in das Antlitz einer Kleinstadt gepresst.
Wenn sich jetzt wer aufregt,
- weil er da wohnt (wohnen muss): Sorry. Tut mir echt leid für Dich. Ich kann ja mal versuchen, nen Platz bei der AWO-Stadtranderholung für Dich klarzumachen.
- obwohl er da nicht wohnt: Wer weiss, vielleicht besuche ich bald mal Deine Heimatstadt.
Sushi69 - 25. Sep, 00:23
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